Risikoanalyse zur Prävention von sexualisierter Gewalt
in der evangelischen Kirchengemeinde Philippus-Nathanael Berlin
zur Vorlage dem GKR am 7.10.2024 und Erstellung eines Schutzkonzeptes.
Leitfragen für die Risikoanalyse(gemäß den Musterfragen des Schutzkonzept vor sexualisierter Gewalt im Kirchenkreis Tempelhof-Schöneberg - Stand 21. März 2023) | Konsolidierte Indikatoren(aus der Beschäftigung der Arbeitsgruppe: Ina-Maria Gorgis, Michael Ickes, Sebastian Leenen, Maria Müller-A.) | |||||||
Erfolgt in der Kirchengemeinde eine Auseinandersetzung mit gewaltfördernden Bedingungen wie Abhängigkeitsverhältnissen, Machtgefälle, Fremdbestimmung?
| Sehr rudimentär und situationsbedingt: der Arbeitskreis Risikoanalyse hat begonnen, diese Auseinandersetzung zu führen; einzelne (Jugend-)Gruppen und Organisationen führen derartige Auseinandersetzungen innerhalb ihres Bezugsrahmens. | |||||||
Gibt es in der Gemeinde ein Bewusstsein darüber, dass es jederzeit zu Handlungen von (sexualisierter) Gewalt kommen kann? | Nein, es ist kein Konsens erkennbar, ob der Brisanz von sexualisierter Gewalt in dieser Gemeinde. (Siehe unten: wo keine Vorfälle bekannt, kann sich auch kein Bewusstsein darüber bilden). Spricht für die Notwendigkeit der konsequenten Aufarbeitung lokaler Vorkommnissen (in der Gemeinde!) und Aufklärung, ob der dynamischen Sachlage (z.B. dass sich Standards und Kriterien für Grenzüberschreitungen und sexualisierter Gewalt über die Zeit hinweg eben auch ändern können). | |||||||
Welche Grenzüberschreitungen (auch sprachliche Überschreitungen) sind im Gemeindealltag bereits in der Vergangenheit passiert? | Es sind keine Vorfälle bekannt, identifiziert oder dokumentiert. | |||||||
Wo sind schwierige Situationen, die zu Grenzüberschreitungen führen könnten? |
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Welche Schritte können unternommen werden, um Grenzüberschreitungen zu vermeiden? | * Für alle identifizierten Risikosituationen sollen praktikable Abläufe entwickelt und definiert werden, breit (und wiederholt) kommuniziert, implementiert und zur integrierten Qualitätssicherung regelmäßig kontrolliert (gemonitort) werden. Verschiedene Szenarien wurden bereits in dem Arbeitskreis (gebrainstormt /) gesammelt, doch ohne ein gesamtheitliches (systematisches, planmäßiges) und verbindliches Vorgehen können diese individuellen Vorgehensweisen nicht ihre Wirkung entfalten (sondern sind schlechtestenfalls kontraproduktiv). * Standard-Setting: Der Schutz vor sexualisierter Gewalt ist zeitgenössisch eine vornehmliche Aufgabe der evangelischen Kirche. Denn sexualisierte Gewalt pervertiert und konterkariert die Liebe und den Frieden Gottes. Dieser Grund- und Ansatz möge durch Leitbild-Entwicklung und Propagation tief in der Gemeindearbeit verankert werden. Grenzen (und erst damit Grenzüberschreitungen) mögen dergestalt sichtbar gemacht werden. Eine Aufgabe der Curriculum-Entwicklung. Vertrauensbildung ein weiterer Aspekt. * Aufklärungsarbeit bez. der zeitgenössischen Situation und Gefahren auf allen Ebenen und in allen möglichen Formaten (Infoveranstaltungen, Diskussionsrunden, Themenabende, …) ist angezeigt, sowie „Mainstreaming“ von sexualisierter Gewalt: ehrenamtliche / gemeinde Willkommenskultur / Personal- / Gliedergewinnung, wiederholender TO in den Gremien, „Agendasetting“ für Öffentlichkeitsarbeit, (Vorbereitungstreffen von Ausfahrten und) Veranstaltungen. * Training (Qualifikation) von Haupt-/Ehrenamtlichen als Multiplikatoren (die ihre neu gewonnene Fachkompetenz (z.B. Windelwickeln in die Gemeinde und darüber hinaus tragen). Den Pfarrer in den entsprechenden Fortbildungskurs schicken, um in die Predigten einzubauen. | |||||||
Gibt es Regeln für den angemessenen Umgang mit Nähe und Distanz oder ist dies den beruflichen Mitarbeitenden überlassen? | Es gibt Regeln (aus der pädagogischen Praxis), wie: erst fragen bevor umarmen. Wie sie sich in der pädagogischen Praxis durchsetzen, so werden sie von qualifizierten Mitarbeitern umgesetzt und befolgt. Darüber hinaus verläuft die individuelle und damit eine kollektive Bewusstseinsbildung unvereinheitlicht und schleppend. Der Verhaltenskodex hängt zwischenzeitlich aus, wenn darauf angesprochen reagieren Glieder und Menschen im Detail kontrovers. | |||||||
Sind diese Regeln den Gemeindegliedern bekannt (ggf. in leichter Sprache / Gebärdensprache) | Im Allgemeinen ist der EKBO Verhaltenskodex bekannt, im Detail ist er allerdings umstritten. Er bildet eine gute Basis und Anregung für Sensibilisierung, Diskussion und Bewussseinsbildung. Eine Vermittlung des Verhaltenskodex möge entsprechend darauf abzielen. | |||||||
Entstehen bei der Arbeit besondere Vertrauensverhältnisse und wie kann vorgebeugt werden, damit diese nicht ausgenutzt werden? | Selbstverständlich entstehen in der Gemeindearbeit Vertrauensverhältnisse. Die Formalisierung dieser durch exklusive seelsorgerische sowie Parr-Gespräche bietet eine gewisse Sicherheit. Im Zuge einer Aufarbeitung und Aufklärung müssen deren Praktiken, Techniken und Ergebnisse unter (öffentliche / gemeindeinterne, kontinuierliche) Prüfung. | |||||||
Finden Übernachtungen in den Gemeinderäumen statt? Welche Risiken bringen diese mit sich? | Nein, im Zuge der wachsenden Verantwortung und Risiken (u.a. von sexualisierter Gewalt) wurde derartig Risikobehaftete Veranstaltungen gestrichen. | |||||||
Gibt es spezifisch bauliche Gegebenheiten, die Risiken bergen (versteckte Räume o.ä.)? | Standort Philippus
Standort Nathanael
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Gibt es nicht aufgearbeitete Vorerfahrungen mit sexualisierter Gewalt? | Keine bekannten. Das kann einerseits an keinen Vorkommnissen liegen, oder aber die Gemeinde ist sich nicht in vollem Umfang bewusst, ob der Niederschwelligkeit von sexualisierter Gewalt. | |||||||
Gibt es klar definierte Zuständigkeiten? | Kaum. Für Hauptamtliche gibt es Stellenbeschreibungen aber keine (gesammelten) Aufgabenbeschreibungen für Ehrenamtliche oder Beauftragungen des GKR. | |||||||
Wie sehen die vorhandenen Strukturen aus? | Das „Leitungsteam“ des GKR setzt die Agenda, der GKR nickt ab. Der GBR als Plattform der verschiedenen Gruppen versteht sich weitgehend als ausführendes Organ. | |||||||
Welche Kommunikationswege bestehen in der Gemeinde? Sind sie transparent oder leicht manipulierbar? | Die Kommunikationswege sind fragmentiert, intransparent und ad hoc. ChurchDesk konkurriert mit dem Provider des Kirchenkreises. Private Emails, WhatsApp Gruppen und Signal laufen parallel. | |||||||
Gibt es wirksame präventive Maßnahmen bei bereits identifizierten Risiken? | Die Gemeindearbeit tendiert dazu, die Angebote zu kürzen, wenn dabei Risiken identifiziert werden. Beispiel: Gesprächskreis | |||||||
Welche Bedingungen, Strukturen oder Arbeitsabläufe könnten aus Täter- und Täterinnensicht bei der Planung und Umsetzung von Taten genutzt werden? | Ehrenamtliche / Freiwilligenarbeit, fragmentierte und verschachelte Zuständigkeiten (Gemeinde / Region / Kirchenkreis / AKD / ...) | |||||||
Thematische Bereiche, die bei einer Risikoanalyse berücksichtigt werden sollten | Interkultureller Kontext; LGBTIQ |